Let’s Tri Again Teil 2: So machst du dein Material “race ready”

Reifentuning

Über das Thema Reifen kann man sich vor dem Wettkampf gar nicht genug Gedanken machen, schließlich schlummert hier enormes Tuningpotenzial. Aber ebenso das Risiko, es zu übertreiben und sich den Wettkampf zu ruinieren. Hier gilt es abzuwägen. Für finishorientierte Agegrouper spricht nichts dagegen, auf gute Allrounder zu setzen. Sei es in der Variante mit einem rollwiderstandsarmen Schlauch (zum Beispiel aus TPU) oder in der Tubelessversion mit einem guten Schuss Dichtmilch als Pannenschutz. Diese Reifen sind mittlerweile so gut, dass es für dich schon um etwas gehen sollte, damit sich das Risiko, auf noch schnellere Reifen zu setzen und damit auf Pannenschutz zu verzichten, lohnt. Wer jedoch aus seiner Rennmaschine alles herausholen möchte, findet beim Thema Reifen zahlreiche Möglichkeiten, zum Experimentieren. Zum Beispiel mit einem breiteren Reifen am Hinterrad, weil dadurch der Rollwiderstand geringer wird und man aufgrund der windgeschützten Position keinen Aero-Nachteil hinnehmen muss. Und auch dem perfekten Luftdruck solltest du dich durch Ausprobieren nähern. Bedenke, dass mehr Druck nicht unbedingt schneller macht. Dies ist nur auf sehr glatten Untergründen der Fall. Sobald die Straße Unebenheiten hat (und das ist praktisch immer so), sollte man den Luftdruck eher so weit senken, wie es sinnvoll möglich ist. Klingt zunächst widersprüchlich, da ein Reifen mit weniger Druck unter perfekten Bedingungen eigentlich langsamer ist. Doch man hat herausgefunden, dass das Hoppeln eines zu harten Reifens einen größeren Nachteil hinsichtlich der Geschwindigkeit bedeutet als der höhere Rollwiderstand eines geschmeidig rollenden Reifens mit weniger Druck.

Radverpflegung

Wenn du sich auf die Mittel- oder sogar Langdistanz wagst, ist die Verpflegung eines der entscheidenden Puzzleteile für deinen Erfolg. Du musst dafür sorgen, dass dir unterwegs nicht der Sprit ausgeht – mit Gels oder Riegeln. Und bei beiden Varianten solltest du darauf achten, dass dir durch falsche Platzierung keine Nachteile bei der Aerodynamik entstehen. Deine Flüssigverpflegung transportierst du am besten in einer windschnittigen Aero-Flasche am Unterrohr und/oder geschützt hinter dem Sattel. Wasser tankst du über das Trinksystem deines Bikes oder aus einer Flasche, die du in einem Halter zwischen deinen Armen versteckst. Riegelstücke sind praktisch, wenn du zwischendurch mal etwas kauen willst. Sie sind am besten in einer Box auf dem Oberrohr aufgehoben, in gut zu kauende kleine Happen geschnitten, die du auf der geöffneten Verpackung in die Box legst. Auf keinen Fall gehören Riegel und/oder Gels auf das Oberrohr. Da erzeugen sie nicht nur einen relevanten Aero-Nachteil, es sieht auch fürchterlich aus.

Bremsen-Check

Hast du eine neue Maschine, die bislang noch nie wirklich hart rangenommen wurde? Und steht vielleicht ein Rennen mit steilen Abfahrten in deinem Kalender? Dann solltest du dich im Vorfeld unbedingt mit deinen Bremsen beschäftigen – vor allem, wenn dein neues Rad Scheibenbremsen hat. Bevor du mit deinem neuen Disc-Renner auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigst, musst du die Beläge einbremsen. Andernfalls drohen sie zu verglasen und unbrauchbar zu werden. Dafür beschleunigst du pro Bremse etwa ein Dutzend Mal auf circa 25 km/h und bremst dann kurz, aber kräftig ab, ohne komplett wieder zum Stillstand zu kommen. Bremse Vorder- und Hinterradbremse nacheinander ein. Schleifenlassen ist in jedem Fall verboten! Wenn du auf der Bremse stehen bleibst, drohen aufgrund der enormen Hitzeentwicklung die Beläge zu verglasen, und auch die Bremsscheiben können dabei Schaden nehmen. Du bremst noch auf der Felge? Dann solltest du von Zeit zu Zeit, aber auf jeden Fall vor dem Rennen deine Bremsbeläge checken. Ist noch genügend Gummi übrig? Gut! Ist der Belag frei von Steinchen oder Ähnlichem, was die Felge zerstören könnte? Top! Dann musst du jetzt nur noch die Bremsflanken auf eventuelle Vorschädigungen prüfen, die sich im harten Einsatz ausweiten könnten, und du bist bereit fürs Abenteuer.

Zu-Fuß-Verpflegung

Viele Athleten denken bei ihrer Verpflegungsstrategie genau bis zur zweiten Wechselzone. Bis zum Abstellen des Bikes ist alles detailliert durchgeplant, doch viel zu oft wird danach die Versorgung dem Zufall überlassen, indem einfach genommen wird, was an den Verpflegungsstationen zu kriegen ist. Eine Nicht-Taktik, die im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose gehen kann, wenn du die Produkte nicht verträgst. Lasse es nicht darauf ankommen! Informiere dich im Vorfeld, mit welchem Sporternährungshersteller der Veranstalter arbeitet, und besorge dir die Produkte für deine Schlüsseleinheiten zur Festlegung der Ernährungsstrategie. Du verträgst das Gel und die Iso-Produkte? Wunderbar. Dann brauchst du dir keine Gedanken zu machen und kannst einfach zugreifen. Bekommst du im Test jedoch Probleme, musst du einen Alternativplan entwickeln. Bei manchen Wettkämpfen hast du im Vorfeld die Chance, deine Eigenverpflegung abzugeben, damit sie an den Stationen nach deiner Vorgabe bereitgestellt wird. Gibt es diese Möglichkeit nicht, bleibt dir nur der Weg, deine Verpflegung (außer Wasser) selbst zu tragen, da du dir regelbedingt nichts von Supportern anreichen lassen darfst. Dafür eignen sich zum Beispiel sogenannte Soft Flasks, die mit purem Gel gefüllt sind. Beim Leeren werden diese kleiner und sind mit sinkendem Füllstand entsprechend einfacher zu tragen. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen, doch mehr als 500 Milliliter sollten es nicht sein, da die Flasche sonst zu Beginn eine zu große Belastung für die Laufbewegung wird. Schlaufen verhindern, dass sie einem aus der Hand rutscht.

Laufschuhe tunen

Hast du den optimalen Rennschuh für dich gefunden, kannst du noch darüber nachdenken, ob du auf ein Schnellschnürsystem oder Gummisenkel setzen willst. Mit beiden Varianten kannst du dir die Schleife sparen. Doch auch hier gilt: Kein neues Material am Renntag! Probiere im Vorfeld aus, ob du mit dem Druck, den die Gummibänder ausüben, auch auf langen Distanzen klarkommst, ohne dass es schmerzt. Zu diesem Test gehört auch, ob du Socken tragen solltest oder gar musst. Auf kurzen Distanzen, wo es auf jede Sekunde beim Wechsel ankommt, ist es praktisch Pflicht, dass du barfuß in die Schuhe schlüpfst. Mehr Komfort gibt es allerdings mit den passenden Socken, die spätestens ab der Mitteldistanz unbedingt zu empfehlen sind. Teste auch hier, ob du besser mit hauchdünnen Modellen oder gepolsterten Marathonausführungen läufst. Vielleicht sogar mal mit nassen Schuhen, denn das kann im Rennen natürlich auf dich zukommen.

Uhr programmieren

Ein wichtiger Baustein für ein erfolgreiches Rennen ist die Fokussierung auf deine Ziele. Sorge dafür, dass du nicht abgelenkt wirst, zum Beispiel durch das Piepen deiner Uhr. Stelle alle Funktionen (und davon gibt es unüberschaubar viele), die du nicht für die Kontrolle deiner Leistung benötigst, stumm und lasse dir nur die wichtigsten Werte im Display anzeigen. Das heißt zum Beispiel für das Pacing beim Laufen: Gesamtzeit, Distanz, durchschnittliche Pace (gesamt) und durchschnittliche Pace des aktuellen Kilometers. Mit diesen Werten weißt du immer, wie du unterwegs bist, ohne zu viele Informationen zu erhalten, die du mit deinem vor Anstrengung vernebelten Kopf ohnehin nicht auswerten kannst.

Siegerpose planen

Du hast alles bedacht und im Vorfeld nicht nur dich, sondern auch dein Equipment auf Vordermann gebracht? Dann steht
einem erfolgreichen Finish ja nichts mehr im Weg. Alles, was du jetzt noch tun musst, ist, dich immer wieder deinen
Zieleinlauf vorzustellen. So detailreich wie möglich. Kannst du dich vor deinem geistigen Auge über den Teppich laufen sehen? Hörst du den Stadionsprecher und fühlst den Schauer, der über den Körper krabbelt, als du deinen Namen hörst? Wunderbar! Dann bist du offiziell ready to race. Viel Spaß!

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