Lohnt sich das? Dienstleistungen für Triathleten im Check

Kaum eine Sportlerspezies investiert so viel in Training und Material wie Triathleten. Wer schneller werden will, nimmt zusätzlich Dienstleistungen wie Bikefitting, Leistungsdiagnostik oder Aerodynamiktests in Anspruch. Wir haben die gängigsten gecheckt und geben einen Überblick, welcher Service für wen geeignet ist.

Die Triathlonsaison ist fast vorüber, aber dennoch schon längst Geschichte. Weil für Profis und Agegrouper die Vorbereitung auf das nächste Jahr bereits begonnen hat. Neben Trainings- und Wettkampfplanung für die kommenden Wochen und Monate stehen bei vielen ambitionierten Athleten – und denen, die es werden wollen – verschiedene Termine zur Verbesserung von Fitness und Material auf der To-do-Liste, um optimal gerüstet in die neue Saison zu starten. In unserem großen Dienstleistungscheck geben wir euch eine Übersicht über die populärsten Services wie Bikefitting, Blut- und Schweißana­lyse, Techniktraining oder Aerodynamiktest. Wir haben uns die Angebote genau angeschaut und bewerten sie anhand von Preis und Leistung mit Punkten auf einer Skala von eins (lohnt sich nur bedingt) bis fünf (lohnt sich für alle). Welche Dienstleistungen für euch interessant, nützlich und rentabel für die Vorbereitung auf die neue Saison sind und welche ihr euch lieber spart oder für später aufhebt, entscheidet ihr natürlich selbst. Aber egal, auf welchem Leistungslevel ihr euch befindet: Das Verbesserungspotenzial ist nahezu unerschöpflich. Und gegen Verbesserungen wird wohl kaum ein Triathlet etwas einzuwenden haben.

Aero-Test im Windkanal

Neben dem bekannten Aero-Test auf der Bahn ist auch der Windkanal bei ambi­tionierten Agegroupern immer beliebter. Durch einen immer gleichen Windstrom ist dieser nämlich valider und ­reliabler als die Bahn, insbesondere wenn diese ­offen ist und Messungen durch ­Luftzüge beein­flusst werden können. Durch die ­verschiedenen Anströmrichtungen ist im Windkanal ebenfalls eine Simulation von Seitenwind möglich. Das Ganze hat ­jedoch seinen Preis: Die Miete für eine Stunde Windkanalzeit beträgt etwa 400 bis 500 Euro, ein ganzer Tag kostet etwa 3000 Euro. Für Privatfahrer ist es daher ratsam, mit drei bis vier Personen den Kanal über einen Tag zu mieten, um so die Einführungszeiten zu reduzieren und die Messzeiten zu verlängern. Denn ein Test dauert je nach Person und mitgebrachtem Mate­rial mindestens zwei Stunden. Wer also seine Aerodynamik maximieren und nach einem Test auf der Bahn den nächsten Schritt gehen will, sollte den Windkanal in Erwägung ziehen. Wartezeiten liegen bei sechs bis acht Wochen.

Kosten ab 1.000 Euro

Leistungsdiagnostik

Den Leistungsstand definieren, neue Trainingsschwerpunkte setzen und schauen, wozu du momentan fähig bist: Das ­alles wird bei einer Leistungsdiagnostik im Labor ermittelt. Neben den üblichen Tests zur Erhebung des aktuellen Stands dürfen auch Körperfettmessung und Laktatabnahmen nicht zu kurz kommen. Und obwohl durchaus sinnvoll, muss die Leistungs­diagnostik nicht auf der To-do-Liste aller Triathleten stehen. Besonders für Einsteiger gibt es kostengünstigere ­Alternativen, Trainingszonen zu bestimmen und den Fitnessstand zu ermitteln. Wenn ihr aber alles aus ­euch herausholen, gezielt an Stellschrauben drehen und Schwächen identifizieren wollt, macht sich der Gang zum Diagnostiker bezahlt. Aber Achtung: ­Gerade bei ­einer Triathlon­diagnostik sind viele Tests erforderlich und können so einen Tag durchaus anstrengend und lang werden lassen. Bei positiver Entwicklung der Ergebnisdaten sind diese Schmerzen schnell vergessen. Nicht umsonst heißt es: „No pain, no gain.“

Kosten ab 350 Euro

Sensoren

In den letzten Jahren haben Sensoren verschiedenster Art auch außerhalb der Labore an Popularität gewonnen. Doch sind Glukosespiegel, Körperkerntemperatur oder die Sauer­stoffsättigung der Muskulatur für eine genaue Trainingsauswertung nötig? Nein. Dennoch können sie an der oberen Potenzialgrenze noch einzelne Verbesserungen bewirken. ­Besonders in der Vorbereitung auf Wettkämpfe bei ­extremer Wärme ist die Ermittlung der Hitzetrainingszonen mit dem ­Core-Temperatursensor durchaus sinnvoll. Andere Werte sind eher Spielereien, die für Training und Wettkampf nicht zwingend notwendig sind und viel Auswertungszeit in Anspruch nehmen. Für wen jedoch jede Sekunde zählt, kann hier fündig werden. Allerdings hat das auch seinen Preis.

Kosten ab 260 Euro

Aero-Test auf der Bahn

Für Triathleten, die im Hinblick auf ­Aerodynamik die ersten Schritte gehen möchten, bietet sich vor allem die im Vergleich zum Windkanal preisgünstigere Alternative des Aero-Tests auf der Bahn an. Schrittweise absolviert ihr dabei mehrere ­Durchgänge, in denen immer wieder ­Kleinigkeiten eures Rads verändert werden, um am Ende des Tages die windschnittigste Sitz­position zu finden. Vor ­einem Aero-­Test lohnt es sich besonders, bereits ein Bikefitting absolviert zu haben, damit bei ­eurer optimalen ­Position nur an wenigen Stellschrauben für eine ­bessere ­Aerodynamik ­gedreht werden muss. Einzelne ­Anbieter kombinieren einen Aero-Test mit einem vorangegangenen Bikefitting, sodass ihr hier zwei ­Fliegen mit einer Klappe schlagen könnt. Der Test auf der Bahn lohnt sich auch für alle, die verschiedenes Material ausprobieren möchten. Seien es Helme, ­Anzüge oder Calf Sleeves, alles kann miteinander kombiniert und ver­gli­chen ­werden. Dadurch steigt jedoch der zeit­liche und preisliche Aufwand, den ihr für die Messungen erbringen müsst. Die auf einen Schlag gewonnenen Watt können aber kein Training ersetzen.

Kosten ab 700 Euro

Regenerationstool Whoop

Das amerikanische Unternehmen ­Whoop bietet mit dem „Whoop 4.0“-Armband ein ­Regenerationstool an, was euch bei der ­Auswertung von Training, Schlaf und Erholung helfen soll. Jedoch ist die Messung mittels Infrarot am Handgelenk weiterhin mit Vorsicht zu genießen. Zwar gab es in letzter Zeit weitere Fortschritte in diesem Bereich, doch sind Messungenauig­keiten möglich. Als Überwachung der ­eigenen ­Regeneration, besonders bei ­einem ­hohen Trainingsvolumen, kann das Armband dennoch nützliche ­Informationen zu Ruheherz­frequenz und HRV liefern. Im ­monatlichen ­Abopreis sind das Armband, ­Zugang zur Whoop-App ­sowie ­wöchentliche ­Perfor­mance-Berichte enthalten.

Kosten ab 30 Euro pro Monat

Trainingspläne

Digitale Trainingspläne, wie die von power & pace, sind schnell zugänglich, kostengünstig und unter anderem auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten. Besonders wenn im Alltag keine Zeit bleibt, sich mit den Trainingswissenschaften auseinander­zusetzen, und man die Investition in einen eigenen Coach nicht tätigen ­möchte, sind diese Pläne eine sehr gute Wahl. Wer ein auf sich abgestimmtes Training bevorzugt, kann dies von ­einem persönlichen Coach gestalten lassen, der mit seiner Expertise im Optimalfall das Potenzial des Athleten ausschöpft. Am günstigsten ist die Alternative, das Training selbst zu gestalten. Dies ist jedoch nicht nur zeitaufwendig und bedarf eines guten Körpergefühls und eines großen sportwissenschaftlichen Verständnisses, sondern könnte auch durch Selbstüberschätzung und zu großen Ehrgeiz schnell zu Verletzungen und Überbelastung führen.

Kosten von 0 bis 250 Euro

Laufanalyse

Spätestens beim Schuhkauf wird jeder ­Triathlet mit der Frage nach dem Laufstil konfrontiert. Neutral, Pronation oder­ ­Supination? Eine Laufanalyse gibt Aufschluss. Im Laden findet diese meist ­videobasiert statt. Anhand eures Fußaufsatzes entscheidet der Experte anschließend, welche Schuh-/Einlagen-Kombination am besten zum Laufstil passt. Eine Kategorie höher anzusiedeln ist die Ana­lyse der Gelenkwinkel beim Laufen, die beispielsweise in sportmedizinischen ­Praxen angeboten wird. Hier lassen sich auch Gründe für etwaige Laufverletzungen finden, was sicherlich für jeden Sportler sinnvoll ist. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen diese Leistung jedoch nicht.

Kosten ab 150 Euro

Technik-Check

Die eigene Schwimmtechnik überprüfen zu lassen, ist für Schwimmer und Triathleten jeden Leistungslevels zu empfehlen. In Becken oder Gegenstromanlage erfahrt ihr nicht nur, wie es um die Wasserlage bestellt ist, sondern könnt auch feststellen, wie ökonomisch ihr schwimmt. Und wo noch Verbesserungsbedarf in ­Zug-, Druck- oder Rückholphase besteht. In ein- oder mehrtägigen Camps leiten euch erfahrene Trainer an und geben Tipps. Das Erlernte kann in der Schwimmpraxis sofort umgesetzt werden. Die Technikübungen und Empfehlungen zu Krafttraining und Mobilisation könnt ihr anschließend unkompliziert in euer Training einbauen. So steht einer schnellen ersten Dis­ziplin im Wettkampf nichts mehr im Wege.

Kosten ab 40 Euro

Sweat-Test

Wer schwitzt, verliert Flüssigkeit und Salz, die es unter Belastung möglichst schnell aufzufüllen gilt. Denn wer im Wettkampf dehydriert, hat es schwer, die Ziellinie zu erreichen. Hier können sogenannte Sweat-Tests helfen, den körpereigenen Flüssigkeits- und Natriumverlust zu identifizieren. Je nach Anbieter wird im Ruhezustand oder unter Belastung anhand von Sensoren beziehungsweise Pflastern, die auf der Haut angebracht werden, die Schweißkonzentration gemessen. Anhand der gewonnenen Daten könnt ihr anschließend eure persönliche Hydrationsstrategie zusammenstellen. Sehr spezifisch, aber durchaus sinnvoll, wenn es beim nächsten Wettkampf heiß wird oder es bereits Probleme mit der Salzversorgung gab.

Kosten ab 99 Euro

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