Schneller Auftakt: Wir heben die Schwimmform auf das nächste Level

Du willst beim Schwimmen früher und entspannter aus dem Wasser kommen? Dann ist jetzt die beste Zeit, dafür die richtigen Weichen zu stellen. Wir zeigen, wie du deine Schwimmform auf das nächste Level hebst. Teil eins: die Bestandsaufnahme.

Besser und schneller schwimmen, welche Triathletin, welcher Tri­athlet möchte das nicht? Die Auftaktdisziplin ist mitentschei­dend für den gesamten Rennverlauf oder wie Patrick Lange einmal in ­einem Interview über die Bedeutung des vergleichsweise kurzen Auftakts sagte: „Schwimmen hat diese superwichtige Zubringerfunktion zum Radfahren und ist eine sehr wichtige taktische Komponente, denn im Profisport, aber auch bei den ambitionierten Altersklassenathleten wird die Leistungsdichte immer größer.“

Die Zeitersparnis ist das eine, doch wer besser schwimmt, hat daneben noch weitere Vorteile auf seiner Seite. In der Regel machen sich gute Schwimmer vor dem Start weniger Stress. Ob mit oder ohne Neoprenanzug geschwommen wird, ist für sie keine existenzielle Frage. Und sie springen in dem Bewusstsein ins Wasser, der gefürchteten Waschmaschine leicht davonschwimmen zu können. Hinzu kommt: Wer im Rennen nicht ständig daran denken muss, das Schwimmen irgendwie mit Ach und Krach zu überstehen, hat den Kopf frei für andere Aspekte wie Orientierung, Pacing, Verhalten in der Gruppe und taktische ­Manöver. Die Rivalen mit einem Zwischensprint abzuhängen oder gezielt in ihrem Wasserschatten zu schwimmen, fällt leichter, wenn die konditionellen Voraussetzungen für spontane Tempo­wechsel vorhanden sind. Zuletzt kommen gute Krauler am Ende der ersten Disziplin oftmals entspannter aus dem Wasser. Während andere Athleten nach dem Schwimmausstieg erst mal kräftig durchatmen, um den Auftakt auch gedanklich abzuhaken, sind sie fokussiert und bereit für das Radfahren. Gute Gründe, sich in den nächsten Monaten der Schwimmform zu widmen. Wie das erfolgreich funktionieren kann, liest du in diesem und weiteren Beiträgen.

Die Bestandsaufnahme

Viele Wege führen nach Rom beziehungsweise zu einer besseren Schwimmzeit im Triathlon. Doch alles beginnt mit einer möglichst schonungslosen Analyse des Istzustands. Wo liegen die individuellen Stärken und Schwächen? Was verspricht kurzfristig den größten Gewinn und wovon kannst du langfristig profitieren? Gibt es Defizite, die du sofort angehen solltest, oder solche, die du zunächst hintanstellen kannst? Offensichtlich dürfte sein, dass ein Triathlon­einsteiger, der seine ersten Rennen im Bruststil absolviert, zunächst das Kraulschwimmen in der Grobform lernen sollte, um den Rennauftakt erfolgreicher zu meistern. Doch wie steht es um das Gros der Triathletinnen und Triathleten, die bereits Kraulschwimmen können, mit ihren 100-Meter-Zeiten zwischen 1:20 und 2:00 Minuten oder mehr aber nicht zufrieden sind? Um genau diese Athleten soll es an dieser Stelle gehen.

Ohne Technik ist alles nichts

Jede sportliche Leistung wird in unterschiedlichem Ausmaß durch die Komponenten Technik, Kraft und Kondition bestimmt. Beim Schwimmen ergibt sich bei der Gewichtung dieser Komponenten ein klares Übergewicht zugunsten der technischen Ausführung, wobei mit Technik in diesem Zusammenhang nicht nur die korrekte Bewegungsausführung des Armzugs, des Beinschlags oder der Atmung gemeint ist, sondern auch die hohe Wasserlage und ein geringer Wasser­widerstand. Beide resultieren eher sekundär aus einer guten Bewegungsausführung. Das Problem: Große Defizite schon in einem der genannten Bereiche können dazu führen, dass du die durch Radfahren und Laufen meist im Überfluss vorhandene Ausdauer und deine Kraft gar nicht richtig ausspielen kannst. So verpufft beispielsweise dein kraftvoller Armzug, wenn die Hand am Wasser vorbeizieht, statt es zu greifen. Stimmt das Timing bei der Kraulatmung nicht, ist selbst für einen Marathonläufer unter Umständen schon nach 50 Metern Schluss. Es ist eine Erfahrung, die viele Sportlerinnen und Sportler zu Beginn ihrer Triathlonkarriere machen, wenn sie sich das erste Mal seit ihrer Schulzeit mit diesem Sport auseinan­dersetzen: Ohne Technik geht beim Schwimmen nichts.

Der erste Blick bei der Bestandsaufnahme gilt deswegen deinen technischen Fertigkeiten. Dabei zeigt sich schnell ein generelles Problem beim Schwimmen, denn die Selbstreflexion im Wasser ist unheimlich schwierig. Manchmal fühlt es sich an, als würde man alle Schwimmtipps perfekt umsetzen und etwa den Arm weit nach vorn strecken und dann kraftvoll bis zum Oberschenkel durchziehen. Wenn man sich dann aber selbst im Video schwimmen sieht, erkennt man, wie sehr die Vorstellung der eigenen Bewegungsausführung von der Realität abweicht. Doch zu den Möglichkeiten der Videoanalyse kommen wir gleich. Zunächst die naheliegende Lösung: Falls du die Möglichkeit hast, lässt du dir von einem Triathlon- oder Schwimmtrainer genau erklären, in welchen Bereichen deine technischen Pro­blemzonen liegen. Eventuell kann auch ein Sportkamerad aus der Trainingsgruppe oder eine befreundete Schwimmerin bei der Beurteilung der aktuellen Schwimmperformance helfen. Kommen all diese Möglichkeiten nicht in Betracht, bitte jemanden, dich beim Schwimmen mit der Videokamera aus verschiedenen Perspektiven zu filmen. Optimal ist der Blick frontal von vorn und von der Seite, und zwar unbedingt über und ­unter Wasser.

Facts

  • Technik: Ohne gute Technik erzeugen die Arm- und Beinbewegungen beim Kraulschwimmen kaum Vortrieb. Die Verbesserung der Bewegungsausführung hat deshalb Priorität. Nicht viele, aber regelmäßig durchgeführte Technikübungen in jeder Einheit helfen dabei.
  • Analyse: Lasse dich beim Schwimmen aus mehreren Perspektiven unter und über Wasser filmen. Deine individuellen Baustellen kannst du dann leichter erkennen.
  • Tempo & Ausdauer: Abwechslungsreiche Aufgaben und anspruchsvolle Serien im lockeren und intensiven Bereich entwickeln deine schwimmspezifische Kondition. Achte auf eine effektive Balance aus Be- und Entlastung.

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