Schwimmtechnik: So optimierst du deine Fingerhaltung beim Kraulen

Mit der richtigen Haltung der Finger kraulst du druckvoller durchs Wasser und schwimmst schneller. Fragt sich nur: Was ist richtig?

Die Frage nach der idealen Haltung von Hand und Fingern stellt sich jeder Kraulschwimmer irgendwann. In welchem Winkel soll die Hand eintauchen? Stehen die Finger eng zusammen oder weit auseinander? Und wohin gehört eigentlich der Daumen? Diese auf den ersten Blick vielleicht etwas banal erscheinenden Fragen waren für Sportwissenschaftler und Biomechaniker lange Zeit kein Thema. Zudem zeigen Vergleiche, dass die Finger­haltung bei Spitzensportlern keineswegs einheitlich ist.

Unter vielen Trainern hat sich die Meinung etabliert, die Finger sollten beim Schwimmen leicht auseinandergehalten werden. An den schmalen Schlitzen zwischen den Fingern würden dann Verwirbelungen entstehen, die wie ein unsichtbares Netz für Vortrieb sorgten. Effektiv würde dadurch die Antriebsfläche gegenüber zusammengepressten Fingern vergrößert. Der Vorgang wäre vergleichbar mit dem Ziehen eines Siebs durchs Wasser. Obwohl das Sieb viele Zwischenräume in der Fläche aufweist, wird beim schnellen Ziehen doch ein erheblicher Widerstand erreicht – je schneller, desto stärker.

Mehr Druck erzeugen

Allerdings ist „leicht auseinander“ eine schwammige Formulierung. Forscher der Duke University in North Carolina (USA) fanden heraus, dass die Lücke zwischen den Fingern etwa 20 bis 40 Prozent des Fingerdurch­messers betragen sollte. Bei einem zwei Zentimeter breiten Finger wäre das ein Abstand von 0,4 bis 0,8 Zentimetern. Mit der optimalen Haltung, so die Wissenschaftler, könne bis zu 53 Prozent mehr Druck auf das Wasser ausgeübt werden als mit der schlechtesten Handposition. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch andere Forscher. Portugiesische Biomechaniker fertigten drei Handmodelle eines Olympiaschwimmers an, eins mit geschlossenen, eins mit leicht geöffneten (0,32 cm) und eins mit weit gespreizten Fingern (0,64 cm). Unter Laborbedingungen erzielte im Test die Hand mit leicht geöffneten Fingern das beste Ergebnis. Häufig verwiesen wird übrigens auf die 3-D-Computeranalyse des Mailänders Alberto Minetti. Diese ergab, dass leicht geöffnete Finger neun Prozent mehr Druck erzeugen als eine Hand mit geschlossenen Fingern.

Hände auf den Tisch!

Da du im Wasser kaum ein Lineal dabeihaben wirst, hilft in der Praxis dieser einfache Trick: Lege deine Hand ganz entspannt auf den Tisch (oder den Beckenrand) und schon hast du die ideale Haltung erreicht. Du wirst sehen, dass die Finger nun ganz von allein eine leicht geöffnete Position einnehmen, wobei der Daumen etwas weiter absteht. Auch die leichte Schaufelhaltung der Hand ist erwünscht.
Im Training eignen sich Kon­trastübungen, um ein Bewusstsein für die Fingerhaltung zu entwickeln. Dabei wechselst du immer wieder zwischen unterschiedlichen Fingerhaltungen und darfst dabei auch gern übertreiben. Schwimme zum Beispiel 25 Meter Kraul mit stark zusammengepressten Fingern, 25 Meter mit weit gespreizten Fingern und 50 Meter mit normaler Fingerhaltung. Mit der Zeit wirst du unterbewusst ein Gespür für die optimale Haltung entwickeln. Deine Finger werden diese Position dann von allein einnehmen.

Übungen

  • 2 x 150 m Kraul: jeweils 25 m Faust, ein Finger, zwei Finger, drei Finger, vier Finger, ganze Hand
  • 4 x 100 m Kraul: 25 m Finger zusammengepresst + 25 m Finger weit gespreizt + 50 m normale Fingerhaltung
  • 4 x 50 m Kraul: Eine Hand schwimmt mit normaler Fingerhaltung, die andere mit weit gespreizten Fingern. Nach 25 m wechseln.
  • 400 m Kraul: alle 50 m die Fingerhaltung nach Belieben wechseln

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