Trainingsreize verarbeiten dank Regeneration
Eines der typischen Triathleten-Syndrome ist sicherlich das Gefühl, immer zu wenig trainiert zu haben. Häufig kreisen die Gedanken nur darum, die nächsten harten Trainingseinheiten zu planen. Die Erholung wird dabei nicht gerade selten vernachlässigt. Dabei wissen viele Athleten, dass ein bekanntes Sprichwort sehr zutreffend ist, wenn es darum geht, sich an seine Trainingsreize anzupassen und im Anschluss besser zu werden: In der Ruhe liegt die Kraft! Denn die Anpassungsprozesse finden statt, wenn der Körper ruht. Vereinfacht gesagt, verursacht man eine geplante Art von (Trainings-)Stress und zwingt den Körper im Anschluss zur Adaptation. Schaut man genauer hin, sind die Anpassungen des Ausdauertrainings in den drei Disziplinen vielseitig: Es kommt zu einer erhöhten Anzahl von Mitochondrien in den Muskelzellen und zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit der Enzyme in diesen „Kraftwerken“. Außerdem werden die Glykogenspeicher erweitert. Aber nicht nur auf muskulärer, sondern auch auf kardiovaskulärer Ebene passt sich der Körper während der Pause an: Der Herzmuskel vergrößert sich, es kommt zu einer Erhöhung des Herzminutenvolumens, des Schlagvolumens, zu einer verbesserten Kapillarisierung und zur Senkung des Ruhepulses. Außerdem werden mehr rote Blutkörperchen gebildet und das Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) und Blutplasma vermehrt.
Ruhetag und Entlastungswoche
Um diese gewünschten Effekte zu erzielen, geht es also um die richtige Mischung aus Be- und Entlastung. Natürlich ist die individuelle Belastungsverträglichkeit von Athlet zu Athlet unterschiedlich und hängt auch mit dem Alltag und dem Zeitbudget zusammen. Dennoch kann man jedem Athleten den grundsätzlichen Tipp geben, an einem Wochentag einen kompletten Pausentag oder maximal ein lockeres Schwimmprogramm einzulegen und alle vier Wochen eine Entlastungswoche einzubauen, in der das Training auf 30 bis 40 Prozent des vorherigen Umfangs reduziert wird. In diesem Beitrag findest du acht Methoden, mit denen du deine Regeneration beschleunigen und deine Anpassungsprozesse optimieren kannst.
Das Eisbad
Eine beliebte Regenerationsmethode bei ambitionierten Sportlern ist das Eisbad. Dabei reicht es schon aus, 15 Minuten mit der beanspruchten Muskulatur in acht bis zwölf Grad kaltem Wasser zu verbringen. Diese Methode ist allerdings mit Vorsicht zu genießen: Mittlerweile weiß man, dass Eisbäder zwar die Regeneration beschleunigen, gleichzeitig aber die Anpassungsprozesse hemmen und somit den gewünschten Trainingseffekt einschränken. Empfehlenswert sind Eisbäder daher in erster Linie zwischen beziehungsweise vor Wettkämpfen und nicht nach dem Training. Warum wird die Regeneration dadurch beschleunigt? Durch die andauernde Kälte verengen sich die Blutgefäße, weshalb im Anschluss die Durchblutung angeregt und verstärkt wird. Das sorgt für einen verbesserten Abbau von Abfallprodukten im Körper, weshalb die Entzündungsreaktionen im Gewebe gehemmt werden. Für eine optimale Anpassung nach dem Training sollte genau dieser Prozess nicht unterbrochen werden. Wenn das Ziel nach einer Belastung jedoch eine möglichst schnelle Erholung und nicht die Verbesserung der Leistungsfähigkeit ist, gehört das Eisbad zu den effektivsten Methoden.
Kompression
Kompression kann den Regenerationsprozess unterstützen. Bisher ist diese Methode allerdings noch nicht gut genug erforscht, um sagen zu können, wie stark die Kompression sein sollte und über welche Dauer eine Anwendung optimal ist. Außerdem gibt es unterschiedliche Kompressionsmethoden, die im Ausdauersport zur Erholung eingesetzt werden. Bei der herkömmlichen Kompressionsbekleidung wird mittlerweile zwischen den Produkten unterschieden, die während des Trainings getragen werden, und jenen, die im Anschluss zur Regeneration angezogen werden. Am häufigsten verbreitet sind dabei Tights, Sleeves und Oberteile. Außerdem gibt es noch die sogenannten Recovery Boots, bei denen mit Druckluft gearbeitet wird. Hier werden die Beine komplett in große Stiefel gesteckt und diese mit dem eingestellten Druck aufgeblasen und wieder entleert, um Kompression zu erzeugen. Was über mehrere Jahre größtenteils nur im Profisport verbreitet war, ist mittlerweile für Jedermann verfügbar und erschwinglich geworden. Mittlerweile gibt es diese Geräte bereits ab ca. 600 Euro. Da Kompression in Bezug auf die Regeneration aber sehr individuell ist und sich unterschiedlich anfühlen kann, sollte man die verschiedenen Varianten nach Möglichkeit ausprobieren, um den Effekt und die Wirkung für sich herauszufinden.
Regenerationseinheiten
Regeneration ist nicht immer mit Pause gleichzusetzen, zumindest nicht im klassischen Sinne. Denn meistens bietet es sich an, durch Trainingseinheiten mit niedrigen Intensitäten im Kompensationsbereich die Durchblutung anzuregen und den Kreislauf etwas in Schwung zu halten. Dies ist für den Körper meistens sinnvoller als ein kompletter Ruhetag, ausgenommen nach Wettkampfbelastungen. Am ehestens bieten sich – je nachdem, von welcher Einheit oder welchem Wettkampf man sich erholt – Schwimm und Radeinheiten als Kompensationstraining an, da dort die Gelenkbelastung am geringsten ist. Die Dauer sollte zwischen 30 und 60 Minuten liegen. Aber auch lockere Regenerationsläufe mit einem zeitlichen Rahmen von etwa 30 Minuten können den gewünschten Effekt erzielen. Für welche Disziplin man sich entscheidet, ist dabei zweitrangig und kann nach Vorliebe entschieden werden. Für Athleten mit Defiziten im Wasser bieten sich Schwimmeinheiten allerdings besonders an, da sie mit einem lockeren Techniktraining verbunden werden können. Das ist für diese Athleten im Normalfall sinnvoller, als noch eine weitere Stunde locker auf dem Rad zu kurbeln.
Stressreduzierung
Einige Faktoren, die für eine bessere Erholung sorgen sollen, haben ihren Ursprung auf der hormonellen Ebene – zum Beispiel beim Schlaf, aber auch bei der Stressverminderung. Denn Stress bedeutet für den Körper stets eine erhöhte Ausschüttung von Cortisol, einem Stresshormon, das katabole Stoffwechselvorgänge aktiviert und eine schwächende Wirkung auf das Immunsystem hat. Gelingt es einem nun, durch Stressreduzierung die Ausschüttung von Cortisol einzudämmen, wirkt sich das positiv auf das Immunsystem aus. Dafür bieten sich Power-Naps oder einfach mal ein paar Minuten oder Stunden auf der Couch, im Bett oder abseits des Sports an.
Schlaf
Der vielleicht wichtigste Faktor für eine optimale Regeneration ist der Schlaf. Denn in diesem Zeitraum werden wichtige Hormone wie Somatotropin oder Testosteron ausgeschüttet. Diese sind entscheidend für die regenerativen Prozesse nach dem Training. Der Nachtschlaf wird in drei Phasen unterteilt: Die REM-Phase (rapideye move ment), eine Übergangsphase und die Tiefschlafphase. Die REM-Phase ist durch schnelles Augenzucken bei geschlossenen Lidern gekennzeichnet und macht etwa 20 bis 25 Prozent des Schlafes aus. Außerdem wird überwiegend in dieser Phase geträumt, weshalb sie auch als Traumschlafphase bezeichnet wird. Die Übergangsphase ist lediglich das Zwischenstadium von REM- und Tiefschlafphase.
Die Tiefschlafphase (3. Phase) ist ausschlaggebend für einen möglichst erholsamen Schlaf und begünstigt die regenerativen Reparaturprozesse des Körpers. Je länger man sich in dieser Phase befindet, desto besser. Normalerweise liegt der Anteil bei 45 bis 55 Prozent. Während des Nachtschlafs wechseln sich diese Phasen mehrfach ab. Wer das Optimum aus seinem Schlaf herausholen möchte, sollte auf mindestens sieben Stunden Nachtschlaf kommen, einen gleichbleibenden Rhythmus der Schlafzeiten einhalten, in einem dunklen Raum schlafen und im Idealfall zwei Stunden vor dem Schlafen keine elektronischen Geräte wie Smartphones, Tablets, Laptops oder Fernseher benutzen. Wer auf die Nutzung nicht verzichten kann, sollte die Geräte wenigstens stark gedimmt verwenden.
Massage
Im Grunde genommen sollen Massagen das Gleiche bewirken wie das Training auf der Faszienrolle. Der größte Unterschied ist, dass man sich dabei nicht selbst anstrengen muss, sondern entspannen kann und dass der Masseur beziehungsweise Physiotherapeut die Intensität besser steuern kann. Außerdem ist es bei einer Massage möglich, punktuell an kleinen Problemstellen zu arbeiten, während man eine klassische Faszienrolle eher großflächig anwendet. Bei der Sportmassage wird die Muskulatur tief geknetet, gerieben und intensiv ausgestrichen, was teilweise sehr schmerzhaft sein kann. Außerdem werden die Muskeln zur Lockerung gedehnt, geschüttelt oder geklopft. Diese Techniken sollen der Entmüdung des Körpers dienen.
Faszientraining und dehnen
Durch leichte Dehnung und Übungen auf der Faszienrolle wird die Durchblutung der belasteten Muskelfasern angeregt und gleichzeitig einer Verkürzung der Muskulatur vorgebeugt. Das Muskelgewebe wird schneller mit Nährstoffen versorgt und Laktat kann somit vermehrt abgebaut werden. Beim Faszientraining soll das verklebte Bindegewebe wieder gelöst beziehungsweise gestreckt werden. Das muss man sich in etwa wie ein Wollknäuel vorstellen, das durch die körperliche Belastung entstanden ist. Durch das Rollen werden die Faszien wieder lang gezogen und die Verklebungen und Verhärtungen lösen sich. Dabei reicht es schon, wenn das Dehnungsprogramm oder Faszientraining nur 15 Minuten dauert.
Ernährung
Um sich nach den Trainingsbelastungen schnell zu erholen und optimal anzupassen, sollte auch die Ernährung darauf ausgerichtet sein. Dabei kann schon die Beherzigung von einigen einfachen Grund regeln einen großen Einfluss auf die Regeneration haben. Direkt nach der Belastung sollte der Flüssigkeitshaushalt aufgefüllt werden. Um auch die ausgeschwitzten Elektrolyte wieder zuzuführen, empfehlen sich isotonische Getränke. Also solche, die das Verhältnis des menschlichen Blutes von Nährstoffen zu Flüssigkeit besitzen. Im Idealfall sollte auch bis etwa eine halbe Stunde nach der Trainingseinheit eine Kombination aus Kohlenhydraten und Proteinen aufgenommen werden, um die Glykogenspeicher aufzufüllen und mit den Eiweißen die regenerativen Prozesse im Körper zu unterstützen und zu beschleunigen. Empfehlenswert dafür sind etwa 50 bis 100 Gramm Kohlenhydrate und 30 bis 50 Gramm Proteine, wobei es sich dabei nur um Richtwerte handelt. Denn bei der Zufuhr kommt es auch auf die Dauer und Intensität des Trainings und auf die körperlichen Gegebenheiten des Sportlers an.
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